Däumel::Archiv >> Materialien zur Radverkehrsplanung >> Gefährliche Fahrradroute RR1 >> Seite 9 | Impressum
Wolfram Däumel, Gefährliche Fahrradroute RR1 (Wannsee-Route in Berlin) - Schorlemerallee
Bezirksverordnetenversammlung treibt Radfahrer in die Enge

Politikum Schorlemerallee

Foto:
Schorlemerallee: Die Tunneldeckensanierung böte die Chance, kostenneutral etwas für die Verkehrssicherheit zu tun - doch das ist politisch nicht gewollt.

Nach längerer Beobachtung der Probleme auf der Fahrradroute RR1 in Dahlem wurden Bestandsaufnahme und Konzept im Frühjahr 2011 von Wolfram Däumel erstellt und an die Behörden geschickt. In der Antwort von Stadtrat Herrn Stäglin hieß es zum Abschnitt Schorlemerallee:

"Die Anlegung eines Radfahrstreifens wäre in Anbetracht des Straßenquerschnittes möglich.
Mit dem Ausschuss für Stadtplanung und Naturschutz der Bezirksverordnetenversammlung wurde vereinbart, vor Beginn der Baumaßnahme, den bisher begrünten Unterstreifen auszupflastern, um die Autos darauf parken zu lassen, eine Anwohnerbefragung durchzuführen.
Das Ergebnis dieser Befragung war, dass sich die befragten Anlieger eindeutig dagegen ausgesprochen haben.
Dadurch war eine einvernehmliche Zustimmung der Bezirksverordnetenversammlung nicht zu erreichen und die Baumaßnahme wurde daraufhin nicht weiter verfolgt."

Im September 2011 begannen die Bauarbeiten zur Sanierung der Tunneldecke der U-Bahn in der Schorlemerallee. Mit folgendem Schreiben wurde am 6. Oktober 2011 das Tiefbauamt durch Wolfram Däumel auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, bei dem Neubau der Straße ohne Mehrkosten Platz für den Radverkehr zu schaffen:

"Da in der Schorlemerallee keine Bereitschaft besteht, die parkenden Fahrzeuge mit zwei Rädern auf den Unterstreifen des Gehwegs zu stellen, bieten die momentanen Bauarbeiten eine andere Möglichkeit mit geringen Kosten die Fahrradroute auch für unsichere Radfahrer befahrbar zu machen. Da die linken Bordsteine sowie der Grünstreifen für die Sanierung der Tunneldecke entfernt werden, könnte beim Wiederherstellen die Fahrbahn so verbreitert werden, dass ein Radfahrstreifen angelegt werden kann.
Ich bitte Sie, die Neuanlage des Mittelstreifens so zu gestalten, dass endlich auch Jugendliche und Senioren die Fahrradroute gefahrlos und angstfrei benutzen können und hoffe auf eine positive Antwort."

Aus der Antwort vom 7. Oktober 2011 geht hervor, dass es politisch gewollt ist, die Sicherheitsmängel beizubehalten:

"Sehr geehrter Herr Däumel,

die Tunnelsanierung in der Schorlemerallee wird leider nicht dazu benutzt werden können, die Richtungsfahrbahnen so weit zu verbreitern, dass die Anlage von Fahrradschutzstreifen neben den parkenden Kraftfahrzeugen möglich wird. Dazu wäre die Breite jeder Fahrbahn von 6,00 auf knapp 7,50 m zu vergrößern, was bedeutete, dass der Mittelstreifen um ca. 3,00 m schmaler werden müsste.
Es gab aber schon im Vorfeld der BVG-Tunnelbaumaßnahme Schriftwechsel und Treffen mit der Initiative der Anwohner der Schorlemerallee, in denen zugesagt wurde, nach der Baumaßnahme einen gleich breiten Mittelstreifen mit Fliederbüschen an gleicher Stelle wie vorher wiederherzustellen.
Ich bedauere, dass Ihr guter Vorschlag nicht umgesetzt werden kann, und bitte um Ihr Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen"

Foto:

Die anschließenden Recherchen haben ergeben, dass das Tiefbauamt in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bereits 2009 die gefährliche Situation auf der Fahrradroute durch Anlegen eines Fahrradangebotsstreifens in der Schorlemerallee entschärfen wollte.(1) Die Fraktion der CDU in der Bezirksverordnetenversammlung stellte die Bedingung, zuerst die Anwohner zu befragen.(2) Die Befragung sollte im Frühjahr 2010 durchgeführt werden.(3) Bevor das Bezirksamt eine Befragung durchführen konnte, hat die CDU selbst einen Fragebogen verteilt. Ergebnis: 100% Ablehnung durch die Bürger, wobei als Bürger nur die Anwohner angesehen werden und es keine Angabe zur Rücklaufquote gibt. Die Maßnahme solle deshalb nicht durchgeführt werden, auch eine Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 30 sei nicht nötig.(4) Am 8. März 2010 stellt die CDU-Fraktion den Antrag, die bisherige Spuraufteilung in der Schorlemerallee beizubehalten.(5) Dieser Antrag wurde am 13. April 2010 vom Ausschuss für Stadtplanung und Naturschutz (6) und am 21. April 2010 von der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf beschlossen.(7)

Das Faksimile der CDU-Hauswurfsendung zeigt:

  • Als Bürger gelten nur Anwohner, nicht aber Menschen, die diese Straße durchfahren - ob nun mit dem Auto oder dem Fahrrad.
  • Sicherheitsaspekte spielen bei der Straßenplanung keine Rolle.
  • Unklar bleibt, welche Bedenken gegen eine sichere Verkehrsführung bestehen.

vorherige Seite Seitenanfang nächste Seite