Die meisten Straßen der Südlichen Friedrichstadt können als fahrradfreundlich bezeichnet werden. Allerdings treten immer wieder Gefahrensituationen durch hohe Geschwindigkeiten der Kraftfahrzeuge auf. Daher ist eine allgemeine Geschwindigkeitsdämpfung wünschenswert (Tempo-30-Zone). Bei Straßenumbauten sollten ergänzende bauliche Maßnahmen ergriffen werden. Zwei Straßen sollten in Anbetracht ihres Ausbauzustandes mit Radfahrstreifen versehen werden: Die Lindenstraße und die Wilhelmstraße. Die Kochstraße sollte wegen des hohen Verkehrsaufkommens und der Unmöglichkeit sichere Radwege anzulegen, ebenfalls Radfahrstreifen erhalten.
Wichtige Ziele des Radverkehrs, wie Schulen, U- und S- Bahnhöfe, Behörden, Postämter, Einkaufszentren, Sportstätten usw. müssen mit dem Fahrrad erreichbar sein. In den meisten Fällen sind kleine Maßnahmen ausreichend: Eine Zufahrt zum Fahrrad-Stellplatz mit abgesenktem Bordstein, die durch Haltetverbot oder/und vorgezogenem Bürgersteig von parkenden Kraftfahrzeugen freigehalten wird, oder die Möglichkeit der Überquerung einer Straße bei vorhandenem Mittelstreifen um Umwege (bzw. das Benutzen von Radwegen in der falschen Richtung) zu verhindern (z.B. Stresemannstraße).
In einigen Fällen sind solche Ziele nur auf Hauptverkehrsstraßen zu erreichen, weil Nebenstraßen kurz zuvor enden und keine Durchfahrmöglichkeit vorgesehen ist. So ist der fehlende Anschluß des Blücherplatzes (und damit des U-Bhf. Hallesches Tor, der Amerika Gedenkbibliothek und eines Kaufhauses) an die Südliche Friedrichstadt ein großer Mangel. Die Öffnung der Fußgängerzone des Mehringplatzes für den Radverkehr durch ein Zusatzschild 'Radfahrer frei' dürfte unproblematisch sein, da in der Regel kein dichtes Gedränge in der Fußgängerzone herrscht. Über die Hallesche-Tor-Brücke muß ein Radweg angelegt werden, was in den Planungen zur Umgestaltung des Blücherplatzes Berücksichtigung finden sollte.
Eine Fuß- und Radwegverbindung in der direkten Verlängerung der Kochstraße zum Martin-Gropius-Bau und der Stresemannstraße wäre wünschenswert.
Der zu Ost-Berlin gehörende Streifen diesseits der Mauer (Bürgersteige der Niederkirchner Straße und Zimmerstraße) wäre als gemeinsamer Fuß- und Radweg gut geeignet. Hier müssen Verhandlungen seitens des Senats mit der DDR über eine Instandsetzung des katastrophalen Belags erfolgen. Problematisch ist dabei die Sperrung dieses Streifens hinter dem Springer-Verlag, denn Radfahrer müssen zweimal die Kochstraße überqueren, um weiter an der Mauer entlang fahren zu können.
Zu einer funktionsfähigen Fahrrad-Infrastruktur gehören auch Fahrrad-Stellplätze an wichtigen Zielpunkten. Diese Stellplätze sind für ein geordnetes Abstellen und sicheren Diebstahlschutz notwendig. Als Standhilfe haben sie heute kaum noch eine Funktion, da die meisten Fahrräder mit einem Fahrradständer ausgestattet sind. Der ADFC schlägt daher vor, eine neue Generation von 'Fahrradständern' einzuführen. Die bisher verwendeten Ständer halten das Fahrrad mit einem Vorderrad-Clip. Der Nachteil dieser Lösung ist darin zu sehen, daß sehr schnell die Felge verbogen wird (Spitzname 'Felgenkiller'). Im übrigen sind die Stellplätze so dicht nebeneinander angeordnet, daß bei voll besetztem Ständer das Herausholen eines Fahrrades meistens das Verhaken des Lenkers mit den Seilzügen der Nachbarräder nach sich zieht. Entsprechende Beschädigungen sind an der Tagesordnung. Verschiedene Hersteller bieten eine ganze Palette neuer Modelle von Fahrradständern an. Der ADFC empfiehlt zwei Modelle, die in ihrer Konstruktion relativ einfach sind, und daher in der Preislage des bisher verwendeten Typs liegen. Sie versprechen ein sicheres Abstellen und sind robust.
Bei dem einen handelt es sich um einen Poller mit zwei gegenüber angebrachten 'Ärmchen' (Mitte), bei dem anderen um ein Geländer, das etwas kleiner und zierlicher als die üblichen Straßengeländer ist (links). Es lassen sich jeweils zwei Fahrräder anlehnen oder davor stellen und mit Rad und Rahmen anschließen. An Punkten, wo Fahrräder längere Zeit stehen, muß für einen Witterungsschutz gesorgt werden. Das trifft insbesondere für die Bahnhöfe der Schnellbahnen zu. Leider sind die handelsüblichen Überdachungen meist einfache Stahlkästen, die sich störend im Stadtbild auswirken. Hier muß noch nach einer städtebaulich verträglichen Lösung gesucht werden. Denkbar wären passende Vordächer an vorhandenen Gebäuden oder die Einbeziehung in eine Grünanlage.