Anfang November 2011 verstarb der langjährige Leiter des Instituts für Gartenarchitektur und Landschaftspflege der damaligen Hessischen Lehr- und Forschungsanstalt für Wein-, Obst-, Gartenbau und Landespflege, Herr Prof. Dr. Gerd Däumel im Alter von 98 Jahren. Diese traurige Nachricht gibt Veranlassung, an sein langjähriges Wirken in Geisenheim, insbesondere für den Studiengang Landschaftsarchitektur, zu erinnern und auf sein prägendes Wirken einzugehen:
Am 8.1.1913 in Thüringen geboren, Gärtner gelernt, studierte Gerd Däumel nach Schulausbildung und Lehre von 1934 – 1936 an der Lehranstalt für Gartenbau in Bad Köstritz. Den 2. Weltkrieg erlebte er als Soldat an verschiedenen Fronten. Gleich nach Heimkehr aus der Gefangenschaft setzte er das Studium der Landespflege an der neu gegründeten Hochschule für Gartenbau und Landeskultur in Sarstedt / Hannover fort und beendete es 1950 als Diplomgärtner. Es folgten Praxisjahre als Landschaftsarchitekt in Jena und Dortmund.
m Jahr 1954 wurde Gerd Däumel an die Hess. Lehr- und Forschungsanstalt berufen und übernahm die Leitung des Institutes für Garten- und Landschaftsgestaltung im Schloß Monrepos und damit auch Verantwortung für die in Geisenheim auszubildenden Landespfleger. Im Jahr 1960 legte Gerd Däumel seine Dissertation über die Geschichte der Landespflege im 19. Jahrhundert an der TH Hannover vor und wurde zum Dr. rer. hort. promoviert. Das Land Hessen ernannte ihn zum Professor. Lehre, Forschung und insbesondere die Planung und Neuanlage des Parkes um Schloß Monrepos wurden durch ihn geprägt. In der Lehre gehörte eine Vielzahl von Fächern wie Entwerfen, Gartenarchitektur, Geschichte der Gartenkunst, Darstellungstechnik und Kunstgeschichte zu seinem Wirkungsbereich. In der Forschung bearbeitete er insbesondere Themen der Landschaftsästhetik und Landschaftspflege. Hier sei beispielgebend die über Jahre dauernde Auseinandersetzung mit der Flurbereinigung im Weinbau genannt, wo er die negativen Veränderungen der Landschaft und deren Folgewirkungen anprangerte. Ein weiterer Schwerpunkt waren seine Aktivitäten um die Verwendung des Baustoffes Beton als Gestaltungselement in Gärten. Die mit seinen Mitarbeitern geplanten und aus Beton gebauten Wege, Terrassen, Pergolen, Treppen, Sichtschutzmauern und Kleinarchitekturen sind Zeugnis dieser Schaffensperiode. Das veranlasste das Hessische Landesamt für Denkmalschutz, den Monrepospark in seiner Gesamtheit unter Denkmalschutz zu stellen. Und nun ist der Park nach fünfzig Jahren 2009 und 2010 saniert worden unter besonderer Beachtung und Bewahrung der gartendenkmalpflegerischen Substanz. Dr. Däumel engagierte sich auch in berufsständischen Gremien und als Lehrbeauftragter an der Universität Gießen. Eine Vielzahl von Veröffentlichungen belegen seine Aktivitäten im Berufsfeld.
Mit Ablauf des Wintersemesters 1977/78 ging seine nahezu 25-jährige Lehr- und Forschungstätigkeit offiziell zu Ende, denn 1978 ging Prof. Dr. Däumel in Pension.
25 Jahrgänge Betreuung von Landespflegestudenten bringt mit sich, dass viele Studentinnen und Studenten den beliebten Professor und „Hausherrn” vom Schloss Monrepos angenehm in Erinnerung behielten trotz mehr als drei Jahrzehnte Abstand von der Lehre.
Noch zu seinem 90. Geburtstag war er bei guter Gesundheit und genoss den Austausch alter Erinnerungen im Kreise ehemaliger Kollegen und Studenten. Doch dann wurde es ruhig um den Kollegen Däumel, denn er war krank und pflegebedürftig.
Nun ging sein so langes und erfülltes Leben zur Neige. Mit Prof. Dr. Gerd Däumel verlor die Hochschule Rhein-Main und die Forschungsanstalt Geisenheim eine Persönlichkeit, die drei Jahrzehnte Garten- und Landschaftsarchitektur in Forschung und Lehre prägte. Und für Geisenheims Bewohner, auch für die heutigen Studenten, ist sein Wirken auf Dauer mit dem Schloss Monrepos und mit dem Park als Lehr- und Anschauungsobjekt, als Raum für Freizeit, für Erholung und Erbauung verbunden.
Das Kollegium, Ehemalige und Aktive der Landschaftsarchitektur gedenken seiner Persönlichkeit, seiner Schaffenskraft und werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren. Ein langes und erfülltes Leben liegt hinter ihm und doch sind wir berührt, wenn das Ende gekommen ist.
W. Prollius