Wolfram Däumel, Berlin 2015, Bürgerbeteiligung Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee in Berlin Neukölln
Verkehrskonzept Sonnenallee/Weserstraße

Weserstraße: Vorrangtrasse für den Radverkehr

4 Fotos des Radweges Weserstr.: aufgewölbtes Pflaster, Falschparker und Fußgänger.

Die vorhandenen Radwege in der Weserstraße sind in einem katastro­phalem Zustand und ent­sprechen in der Breite und den Ab­ständen zu Geh­weg und Straße nicht den vor­ge­schriebenen Mindest­werten. Sie werden an vielen Stellen vom zum Hermann­platz hin immer stärker werden­den Fuß­verkehr mitbenutzt; insbe­sondere da, wo Kneipen Außen­sitz­plätze anbieten. Statt der ge­planten Sanierung dieser Fahrrad­wege [4] entspräche eine Asphal­tierung der Fahr­bahn und Aus­weisung als Fahr­rad­straße dem heutigen Stand der Technik.

Für den wichtigen Zielpunkt Hermannplatz ist es sehr günstig, dass sich die Weserstraße dort der Sonnenallee annähert und wenige Meter nördlich des Hermannplatzes in den Kottbusser Damm einmündet.

Am anderen Ende führt die Weserstraße als Ederstraße im 45°-Winkel zur Sonnenallee. Auf der Gesamtstrecke zwischen S-Bahnhof Sonnenallee und Hermannplatz ergibt sich ein Umwegfaktor von lediglich 1,07: Über Sonnenallee 2,61 km, über Weserstraße 2,79 km, Differenz 180 m.

Kartenausschnitt mit eingezeichnetem Verlauf der Sonnenallee und der Weserstraße.Der Umwegfaktor entspricht allerdings nicht unbedingt dem Zeit­unter­schied, denn wie oft und wie lange ange­halten werden muss, hängt von den Kreu­zungen ab. So hat die Sonnen­allee gegen­über den Quer­straßen zwar Vor­fahrt, 9 Kreu­zungen sind aller­dings ampel­ge­regelt. Die Weser­straße weist dagegen nur 2 Ampeln und eimal ein STOP-Schild auf, ansonsten gilt rechts vor links.

Ein zügiges Fahren ohne häufiges Anhalten ließe sich durch Vorfahrt für die Weserstraße an den rechts-vor-links-Kreuzungen erreichen. Als Fahrrad­straße gälte automatisch Tempo 30, ohne dass die Straße noch zur Tempo-30-Zone gehörte. Eine Anord­nung von Vorfahrts­schildern wäre also möglich.

Die Gefahr, dass die Weserstraße dabei zu einer Ausweichstrecke für den Kfz-Verkehr der Sonnenallee wird, lässt sich durch die Ausweisung als gegenläufige Einbahnstraße verhindern. Das bedeutet, dass sich die Richtung der Einbahnstraße bei größeren Querstraßen jeweils umkehrt.

Die Beschilderung als Einbahnstraße für den Kfz-Verkehr verhindert nicht nur das regelwidrige Befahren über einen längeren Abschnitt durch Kfz, sondern vermeidet auch Blockaden des Radverkehrs durch sich begegnende Kfz, die nicht aneinander vorbei kommen.

2 Fotos von Müllfahrzeugen, die die Weserstraße blockieren.Für eine Hauptstraße des Radverkehrs ist die Fahr­bahn der Weser­straße auf längeren Ab­schnitten mit unter 4m Breite zu schmal. Lkw blockieren beim Lade­ge­schäft die Straße fast voll­ständig. Die Breite variiert und sollte überall auf das Min­dest­maß von 4,50 m gebracht werden.
Dazu muss lediglich auf einer Straßen­seite der alte Rad­weg für die par­ken­den Autos genutzt werden. Am kosten­güns­tigsten ist es dazu jeweils die Seite mit dem nie­drigeren Bord­stein zu nehmen, da dann keine teuren Tief­bau­maß­nahmen not­wendig sind. Der Rad­weg auf der ge­gen­über­liegende Seite kann dann dem Geh­weg zugeordnet werden. In der Eder­straße wurde dies bereits realisiert, allerdings mit erheb­lichen baulichem Auf­wand.

Den 2012 vorgestellten Plänen zum Umbau des Hermannplatzes  [9] ist zu entnehmen, dass am Kottbusser Damm der Fußgängerüberweg mit Fahrradfurt auf Höhe der Einmündung Weserstraße entfallen und direkt an der Sonnenallee neu geschaffen werden soll. Damit könnten Radfahrer aus der Weserstraße nur noch nach rechts in den Kottbusser Damm abbiegen und nicht mehr gerade aus zur Urbanstraße und dem Hermannplatz weiterfahren. Die Beibehaltung der direkten Zufahrt aus der Weserstraße zum Hermannplatz ist für die Attraktivität der Weserstraße für den Radverkehr als Alternative zur Sonnenallee unabdingbar.