Wolfram Däumel, Berlin 2015, Bürgerbeteiligung Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee in Berlin Neukölln
Verkehrskonzept Sonnenallee/Weserstraße

Bestandsaufnahme

Vom Fahrgastaufkommen her müsste in der Sonn­enallee die Straßen­bahn wieder fahren. Daran ist aber in abseh­barer Zeit nicht zu denken, so dass der Bus die täg­lich 40.000 Fahr­gäste beför­dern muss. Behin­dert wird die Linie M41 haupt­säch­lich durch Staus und durch in 2. Reihe hal­tende Autos. Zuge­parkte Halte­stel­len und zu­neh­men­der Rad­ver­kehr ver­ur­sachen weitere Ver­spä­tungen. [3]

Fotomontage: 3 Busse stauen sich vor der Haltestelle Fuldastraße, ein Bildschirmfoto der Onlineauskunft ist eingeblendet.
Pulkbildung in der Sonnenallee: Die kurz vorher abgerufene prognostizierte Abfahrtszeit ist nicht mehr aktuell: Der erste Bus ist überfüllt und wurde durch den weniger besetzten eingeholt. Der diesem folgende ist fast leer und läuft an der Haltestelle auf.

So kommt es regelmäßig zur Pulkbildung. Ein Bus wird behin­dert und kommt etwas später. Somit sam­meln sich mehr Fahr­gäste an den nächsten Halte­stellen, was zu läng­eren Aufent­halten und zu­neh­men­der Ver­spä­tung führt. Der nächste Bus muss ent­sprechend weniger Fahr­gäste auf­nehmen und nähert sich dem Vor­läufer immer mehr an. In der Sonnen­allee führt das dazu, dass statt alle 5 Minuten oftmals nach einer Zeit von 20 Minuten 3 Busse gleichzeitig kommen.

Der Radverkehr hat in Neukölln-Nord erheblich zuge­nommen, obwohl die Rahmen­bedingungen sehr schlecht sind: In den Haupt­straßen fehlen Rad­verkehrs­anlagen, in den Neben­straßen liegt meistens sehr grobes Kopf­stein­pflaster. [6] Einige durch gute Fahr­bahn­beschaffen­heit für den Rad­verkehr eigentlich geeignete Neben­straßen weisen zu­nehmend stärkeren Kfz-Verkehr auf, obwohl sie als Tempo-30-Zone dafür nicht ausge­legt sind (Siehe Artikel zum Lohmühlenplatz). Ursache ist die zu­nehmende Nutzung von Navi­gations­geräten.
Der Unter­schied zur viel befahrenen Sonnen­allee ist nicht mehr so groß, als dass ein Aus­weichen auf diese Strecken für Rad­fahrer attraktiv wäre.

Foto: Radfahrer in der Sonnenallee zwischen in zweiter Reihe parkenden Fahrzeugen und dem fließenden Kfz-Verkehr.Radfahren in der Sonnenallee: Kein Vergnügen.

Beim Online-Dialog Radsicherheit Berlin der Senats­verwaltung für Stadt­ent­wicklung kam die Sonnen­allee auf Platz 2 der Topliste der Problem­meldungen [1]. Von den Nutzern wurden die vielen gefährlichen Situationen beklagt und ein Radfahrstreifen gefordert. [2]

Dieser ist laut zuständigem Bezirks­stadtrat nicht möglich, weshalb ein Antrag zur Einrichtung von Rad­fahr­streifen der Fraktionen der SPD und Grünen bereits im Juni 2011 zurück­ge­zogen wurde:

"Herr Bezirksstadtrat Blesing erklärt, dass durch die Anordnung eines Radfahrstreifens auf Grund des begrenzten Querschnittes eine Fahrspur wegfallen würde. Die Sonnenallee weist eine Belastung von immer noch 26.000 bis 32.000 Fahrzeugen in 24 Stunden auf und ist im SteP Verkehr 2015 als übergeordnete Hauptstraße der Kategorie II geführt. Die Karl-Marx-Straße hatte zum Schluss nur noch eine Belastung von 23.000 Fahrzeugen pro 24 Stunden und wurde auf die Kategorie III zurückgestuft. In der Planung zum SteP ist auch die Ausdehnung der 30 km/h in weiten Teilen der Innenstadt geplant. Geplant ist eine Sanierung des Fahrradweges in der Weserstraße und Verbesserungen in der Donaustraße. Die Finanzierung dieser Maßnahmen wären auch durch die erwartenden Sanierungsgebiete finanziert. Es sei außerdem noch der Hinweis gestattet, dass das Zweite-Spur-Parken nicht verhindert werden kann. Zudem sieht die Ausführungsvorschrift zur Anlage von Stadtstraßen vor, dass ein Radfahrstreifen nur in Straßen mit einer Belastung von weniger als 1.000 LKW und Bussen in 24 Stunden angeordnet werden darf." [4]

Zur Problemlösung müssen Methoden der integrierten Verkehrsplanung angewendet werden. Das bedeutet, dass nicht wie bisher einzelne Maßnahmen für einzelne Verkehrsarten unabhängig voneinander geplant werden. Es muss statt dessen ein Gesamtkonzept erstellt werden, in dem die Auswirkungen der Maßnahmen im Zusammenhang betrachtet und bewertet werden. Da nicht genügend Platz vorhanden ist, um alle Anforderungen zu erfüllen, werden bei dieser Herangehensweise Vorrangtrassen für die unterschiedlichen Verkehrsarten festgelegt. Auf diesen Trassen werden die Planungen in erster Linie auf das entsprechende Verkehrsmittel ausgerichtet, dabei aber die notwendigen Verkehre anderer Verkehrsmittel berücksichtigt.

Bei den aktuellen Planungen ist eine solche Denkweise leider nicht erkennbar: Die Karl-Marx-Straße erhält beispielsweise Radfahrstreifen. Der auf einem kurzen Stück vorhandene Busverkehr wurde bei der Planung nicht berücksichtigt (siehe Artikel Umbau Karl-Marx-Straße). Die Vorplanung zum fußgängerfreundlicheren Umbau des Hermannplatzes sieht die viel benutzte Fahrradverbindung aus der Weserstraße nicht mehr vor.
Für die Sonnenallee gibt es Planungen den Busverkehr zu beschleunigen; erste Maßnahmen werden bereits umgesetzt (September 2015). Wie ein Gesamtkonzept aussehen könnte, das mit unterschiedlichen Vorrangtrassen arbeitet, soll hier aufgezeigt werden.