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Gerd Däumel, erschienen in "DAS GARTENAMT", Heft 8 und 9/1972
GEISENHEIM 1872—1972
Hundert Jahre Gartenarchitektur und Landschaftspflege

Inzwischen war die Versuchs- und Forschungsanstalt ganz auf den Kriegsbetrieb umgestellt worden. Zu den damit verbundenen Maßnahmen gehörte die Übernahme der Anlagen von Monrepos durch das Institut für Pflanzenzüchtung, wobei ein Großteil der in jahrzehntelanger, mühsamer Arbeit geschaffenen Anlagen umgebrochen und in Nutzflächen verwandelt wurden. Das führte zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Hasler und Rudloff, wobei sich Hasler bitter über die Zerstörung der Gärten von Monrepos beklagte und Rudloff fragte, wie er dies Verhalten mit seiner Stellung als "Kulturwart" von Geisenheim vereinen könne? Bei aller Hochachtung vor den Notwendigkeiten der Kriegserzeugungsschlacht sei nicht einzusehen, daß solche Kulturgüter vernichtet würden, zumal das Gelände von Monrepos für Züchtungsversuche absolut ungeeignet sei. Er wäre es zwar gewohnt, daß die von ihm vertretenen kulturellen Belange, immer nur geringes Verständnis bei der Anstaltsleitung fänden "... aber diesen sinnlosen Vernichtungseifer hätte ich doch auch von Ihrer Seite nicht erwartet" [84]. Rudloffs Antwort ist von verletzender Schärfe und barscher Kürze: "In Ihrem Schreiben an mich haben Sie sich 1. um Angelegenheiten gekümmert die Sie nichts angehen, 2. Urteile erlaubt, für die Ihnen die wichtigsten Voraussetzungen fehlen, und 3. dazu hinreißen lassen, mich gröblichst zu beleidigen" [85]. Hasler wird dann noch aufgefordert, seine beleidigenden Anwürfe zurückzunehmen. Er antwortet deutlich, aber ohne einen Deut zurückzuweichen, und übersendet den gesamten Briefwechsel dem Reichsminister für Landwirtschaft und Forsten zur Kenntnisnahme. Das Ausmaß der Veränderungen in Monrepos wird an einem Plan ersichtlich, den Irmgard Ballin, seit 1941 technische Assistentin Haslers [86], 1942 gezeichnet hat. Die Ausschlachtung der Anlagen von Monrepos begann also bereits im Herbst 1942. Den Rest erhielten sie im Frühjahr 1945, als Haus und Gärten verschiedenen Firmen zur Nutzung überlassen wurden. Am Tag, an dem Hasler sich aus Pillnitz in Geisenheim zurückmeldete, forderte Rudloff "gemäß der Weisung des Herrn Ministers" das zuständige Wehrbezirkskommando auf, ihn zum Wehrdienst einzuziehen. Die Militärbehörde teilte ihm jedoch kurz darauf mit, daß eine Einziehung des Leutnants a. D. H. Hasler nicht beabsichtigt ist" [87].

Grafik:
Plan von Monrepos, der die Ausschlachtung des Parkes 1942 zeigt: Die mit Zahlen versehenen Flächen wurden gerodet und für pflanzenzüchterische Zwecke ausgewiesen.

Am 24.4.1943 berichtet der für Geisenheim zuständige Minister über die Einstellung des gesamten Fachschulunterrichts: Es sei "... auch nicht damit zu rechnen, daß nach Beendigung des Krieges der Schulbetrieb wiederaufgenommen wird, da in Aussicht genommen ist, im Zuge der Trennung von Forschung und Lehre die Schule an einen anderen Ort zu verlegen" [88]. Inzwischen lief das Versetzungskarussell weiter: Eine Versetzung nach Posen lehnte Hasler krankheitshalber ab. Dann weigerte er sich, dem Vorschlag des Direktors zu folgen und sich vorzeitig (im Alter von 47 Jahren) in den Ruhestand versetzen zu lassen. Eine Abordnung in den Reichsgau Steiermark dauerte 14 Tage, dann war er wieder zurück. Man hatte dort einen Lehrer für Weinbau gesucht. Ein weiterer Versuch Haslers, in der Landesplanung unterzukommen, scheitert. Schließlich soll er mit Verwaltungs- und Büroarbeiten beschäftigt werden, daraufhin wird er krank. Anfang 1944 findet eine weitere Abordnung nach Kattowitz statt; wie üblich ist er in 14 Tagen zurück, da man dort, einen Obstbauer suchte. Dann folgt eine Überweisung zu Dienstleistungen an den Reichsstatthalter der Steiermark und zuletzt die Dienstverpflichtung an die Landesbauernschaft in Linz am 29.1.1945. Auf Anordnung der Militärregierung wird er am 31.10.1945 aus dem Staatsdienst entlassen.

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